"Jetzt ist klar. Die Betreiber von Sellafield haben auch ihre deutschen Kunden betrogen. Wenn im Atomkraftwerk Unterweser Brennelemente im Einsatz sind, bei deren Sicherheitschecks getrickst und gefälscht wurde, dann müssen die Brennelemente raus aus dem Reaktorkern," sagt Susanne Ochse. "Jedes Auto wird sofort aus dem Verkehr gezogen wenn es nicht bei der TÜV-Kontrolle war. Für unkontrollierte Plutonium Brennelemente muss das erst recht gelten. Die Sicherheitsdaten müssen auf den Tisch und von unabhängigen Wissenschaftlern geprüft werden".
Die englische Atomaufsichtsbehörde hat in ihrem Bericht gravierende Defizite bei der Sicherheitskultur der Atomanlagen in Sellafield festgestellt und der BNFL nachgewiesen, bei der Qualitätssicherung der Plutonium-Brennstoffe jahrelang Unterlagen gefälscht zu haben. Mitarbeiter hatten demnach vorgeschriebene Sicherheitstests wegfallen lassen und die entsprechenden Ergebnisse frei erfunden. BNFL lieferte Plutonium-Brennelemente ohne ausreichende Sicherheitsüberprüfungen außer nach Deutschland auch nach Japan und in die Schweiz. In der Schweiz ist es bei dem betroffenen Brennstoff zu Defekten gekommen. Im Atomkraftwerk Beznau gelangte Radioaktivität in das Kühlwasser des Reaktorkerns, die defekten Brennelemente mussten aus dem Reaktor entfernt werden. In Japan sind die BNFL-Brennelemente noch nicht in die Reaktoren gelangt. Die Japaner planen jetzt, die unkontrollierten Brennelemente nach England zurückzuschicken, Verträge über weitere Lieferungen sind auf Eis gelegt.
Deutschland ist nach Japan der zweitgrößte Kunde der Wiederaufarbeitungsanlage der BNFL. Mehr als 600 Tonnen Atommüll wurden bislang aus Deutschland zur Wiederaufarbeitung nach Sellafield gebracht. Susanne Ochse: "Bundeskanzler Schröder kann den Atom-Skandal in England nicht einfach ignorieren und der Atomwirtschaft weiter freie Hand lassen. Die Wiederaufarbeitung von Atommüll aus deutschen Atomkraftwerken muss sofort gestoppt werden."
(ots)