FlexStrom: Finger weg, sonst wirds teuer!
Im Herbst 2009 habe ich mich nach einem neuen Stromanbieter umgesehen, um zu erfahren, ob sich tatsächlich so viel sparen ließe, wie in den Werbespots immer angepriesen wurde.
Ich habe dann über das Portal stromtipp.de einen Preisvergleich gemacht und den Flexstrom-Tarif 3600er Young Family Winteraktion 2009/2010 angezeigt bekommen:
- 3600 kWh Festkontingent + 100 kWh frei (also insgesamt 3700 kWh zum Festpreis)
- Vorauszahlung
- Neukundenbonus 110 €
- Mindestvertragslaufzeit: 12 Monate
- Komplettpreis: 515,08 (Bonus eingerechnet)
Ich habe dann einen Antrag gestellt und eine Vertragsbestätigung erhalten:
Vertragsbedingungen:
- Preis mit 3 Monaten Preisgarantie: 625,08
- Preis mit 12 Monaten Preisgarantie: 706,08
- Bonuszahlung: 110 €
- Frei-kWh: 100
- Bonus wird nach 12 Monaten erstattet
- Lieferbeginn: 01.02.2010
Also ein Aufschlag von 81 € für die 12-monatige Preisgarantie, den ich jedoch nicht bezahlt habe.
Interessanterweise erhielt ich pünktlich nach Ablauf der 3-monatigen Preisgarantie einen Flyer (nicht etwa ein Schreiben mit Betreff 'Preisanpassung' oder ähnliches sondern etwas, was mehr nach Werbung aussah und wo die Preiserhöhung gut versteckt war), indem unter anderem eine Erhöhung der Grundgebühr von 1,99€ / Monat auf sage und schreibe 7,50€ / Monat angekündigt wurde.
In der Vertragsbestätigung heißt es: "Wenn Sie sich bewusst gegen diese Garantie entscheiden, überweisen Sie einfach wie vereinbart 625,08... Dann sind Sie aber nicht gegen die Entwicklung der Energiepreise abgesichert".
Was bitte hat die Grundgebühr mit der Entwicklung der Energiepreise zu tun?
Jedenfalls ist hier schon klar: Der tolle Gesamtpreis von 515,08 €, wie er beworben wird, ist reine Augenwischerei, da er überhaupt nicht erzielt werden kann: Entweder man zahlt gleich mal 83€ extra für die Preisgarantie oder man bekommt dann sofort nach 3 Monaten eine Preiserhöhung von fast 20% reingedrückt, die bei mir in der Endabrechnung dann 93,53 € ausmachte.
Ganz offensichtlich ist die Preiserhöhung von Beginn an eingeplant, so dass die Preisgarantie nicht etwa dazu dient, sich als Kunde gegen eine Strompreiserhöhung durch Kostensteigerung beim Einkauf der Stromkontingente zu schützen, sondern nur zur verdeckten Tariferhöhung. Entweder der Kunde bucht die Preisgarantie oder FlexStrom holt es sich durch die Erhöhung nach genau 3 Monaten). Dies bedeutet, dass das so tolle Angebot von vorneherein getürkt war, da schließlich schon bei Vertragsabschluss feststand, dass ich als Kunde auf jeden Fall mehr bezahlen muss.
In der Bestätigung gab es keinen Hinweis darauf, dass die Bonuszahlung an eine Verlängerung der Vertragsdauer über die Mindestlaufzeit von 12 Monaten hinaus gekoppelt wäre.
Ich bekam dann nach ca. 8 Monaten Belieferung ein Angebot für die Verlängerung des Vetrages, nach dem ich tatsächlich über 900 € pro Jahr (also über 50% mehr, wieder für 12 Monate im Voraus) zahlen sollte, was damit deutlich über den Bedingungen meines örtlichen Versorgers lag.
Auch da wird das System klar: Erst mit (vermeintlich) billigem Angebot locken, dann:
- Über Preisgarantie entweder einen Aufschlag von rund 20% reinholen, alternativ diesen Aufschlag über Preiserhöhung
- dann ab dem 2. Jahr eine absurde Preiserhöhung anbieten, in der Hoffnung, dass zumindest einige Kunden die rechtzeitige Kündigung 'verschlafen' und dann mindestens 1 Jahr richtig gemolken werden können.
- wer dennoch rechtzeitig kündigt (zum Ablauf der Mindestvertragsdauer), dem wird versucht, der vertraglich zugesicherte Neukundenbonus vorzuenthalten mit ausweichenden Begründungen oder dem Versuch, Punkt 7.3 der AGB gegen den Kunden auszulegen (was bereits von mehreren Gerichten verworfen wurde, die im Sinne der geprellten Kunden entschieden)
Ich habe dann fristgerecht zum Ablauf der Mindestlaufzeit (also zum 01.02.2011) den Vetrag gekündigt, was mir auch korrekt bestätigt wurde.
Nachdem dann bereits knapp 2 Monate beendet war, habe ich Flexstrom aufgefordert, mir doch eine Schlussabrechnung zu erstellen und den Bonus zu überweisen.
In der Schlussabrechnung war dann zwar die Preiserhöhung berücksichtigt, nicht jedoch der vertraglich zugesicherte Bonus von 110 €, so dass FlexStrom jetzt von mir 93,53 € haben wollte und den Einzug der Summe von meinem Konto ankündigte. Daraufhin habe ich sofort meine Einzugsermächtigung widerrufen.
Ich habe seitdem Flexstrom mehrfach aufgefordert, eine korrekte Schlussabrechnung zu erstellen unter Berücksichtigung des zugesicherten Bonus, wurde jedoch immer nur mit vorformulierten Floskelschreiben abgespeist und dem Hinweis, ich sollte meinen Anspruch doch begründen.
Da man bei FlexStrom offenbar nicht in der Lage war, die Vetragsunterlagen zu finden, habe ich eine Kopie der Vertragsbestätigung zugesandt.
Die letzte Antwort:
Zuletzt hatten wir Ihnen mit unserem Schreiben vom 28.04.2011 mitgeteilt, dass wir
keinen Anspruch auf eine Änderung der Rechnung erkennen können.
Auch aus Ihren Unterlagen ist ein solcher Anspruch bislang nicht erkennbar gewesen.
Deswegen können wir keine Rechnungskorrektur für Sie vornehmen.
Wir bedauern, dass wir Ihnen an dieser Stelle keine andere Entscheidung
übermitteln können .
Ganz offensichtlich stellen die sich mal ganz dumm und tun so, als ob sie ihre eigenen Vertragsbedingungen und die in dieser Sache mittlerweile gegen FlexStrom ergangenen Urteile nicht kennen würden.
[von der Redaktion vorsorglich gelöscht im Hinblick auf evtl. Rechtsgründe]
Die angegebenen Komplettpreise sind Augenwischerei und der Bonus wird meist erst nach langem Streit ausbezahlt.